Neccropole
[Der Buchmacher]




14.09.2010
15:49
Roger Waters 2010 - Chicago 'United Center' - 21.09.2010      [6377]


Am kommenden Samstag, dem 18. September mache ich mich auf den Weg nach ORD. Ich öffne diesen Thread um Euch auf dem Laufenden zu halten und später auch über die Show in genau einer Woche, also am Abend des 21. September zu berichten.

Sofern jemand versuchen sollte im Vorfeld seines eigenen Konzertbesuches möglichst wenig über die Show zu erfahren, sollte er/sie diesen Thread besser völlig ignorieren.

Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

Roger Waters set list Monday at the United Center:

Part 1 (60 minutes)

1. In the Flesh?
2. The Thin Ice
3. Another Brick in the Wall, Part 1
4. The Happiest Days of Our Lives
5. Another Brick in the Wall, Part 2
6. Mother
7. Goodbye Blue Sky
8. Empty Spaces
9. What Shall We Do Now?
10. Young Lust
11. One of my Turns
12. Don't Leave Me Now
13. Another Brick in the Wall, Part 3
14. The Last Few Bricks
15. Goodbye Cruel World

30-minute intermission

Part 2 (55 minutes)

16. Hey You
17. Is There Anybody Out There?
18. Nobody Home
19. Vera
20. Bring the Boys Back Home
21. Comfortably Numb
22. The Show Must Go On
23. In the Flesh
24. Run Like Hell
25. Waiting for the Worms
26. Stop
27. The Trial
28. Outside the Wall
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Patrick
[Großer Brockhaus]



25.09.2010
19:27 Uhr
@ r.w.

oh danke, wusste gar nicht das du auf rechtschreibung achtes...werde mich bei zeit revangieren

und unten jetzt erstmal den fehler beheben

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In the deepest hour of the night, confess to yourself that you would die if you were forbidden to write. And look deep into your heart where it spreads its roots, the answer, and ask yourself, must I write?


Neccropole
[Der Buchmacher]



25.09.2010
19:39 Uhr
@ Patrick
du martin, 80/81 kam ja ab und an bei DLMN auch oft nochmal der teacher auf die bühne, dass ist dieses mal nicht so, oder?
Nein, der kam nicht zurück.

@ Knatter
Wie kannste dir das alles so detailiert merken wenn du so begeistert von der Show bist ???
Mein Kumpel Andreas hat die Fotos gemacht, so konnte ich mich ganz auf die Show konzentrieren. War gar nicht so schwer. Allerdings hilft mir das Aufschreiben jetzt auch dabei die Erinnerung zu behalten - man wird ja auch nicht jünger...

@ Mick:
Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung des Chicago-Berichtes, vor allem bin ich gespannt, wie die optische Explosion bei Comfortably Numb live 'wirkt'.

Danke!

Na gut, weiter gehts mit Seite 3 der LP - für alle, die sich noch an die Wall-LP erinnern...


Die Pause dauerte etwa 30 Minuten. Eine Stimme aus den Saallautsprechern machte darauf aufmerksam, dass der zweite Teil der Show in Kürze beginnen würde und empfahl dem Publikum die Plätze wieder einzunehmen.

Die Videobeamer hatten mit der Projektion der Kriegs- und Gewaltopfer geendet und stattdessen wurde auf die Pappmauer der Bühne eine massive Steinmauer wie man sie am Ende des Alan-Parker-Spielfilms ’Pink Floyd – The Wall’ sehen kann projiziert. Tatsächlich hatte man nun den Eindruck, dass die kurz zuvor noch offensichtlich fragile Mauer einem massiven Granitbollwerk gewichen war.



Kurze Zeit später verlosch die Hallenbeleuchtung und tauchte die Zuschauer wieder in die gewohnte Dunkelheit. Die Granitmauer leuchtete bläulich auf. Dunkle Schattierungen sorgten dafür, dass man den Eindruck einer schmutzigen, schattigen, alten Mauer bekam.



Aus meiner Position konnte man die blaue Beleuchtung von ’Mr. Screen’ erahnen, während die ersten Klänge eines weiteren, privaten Lieblingssongs von mir über die mächtige PA ertönten. Eine weitere Lichtkonstruktion an der Hallendecke beleuchtete offensichtlich die Musiker hinter der Bühne. Nach Beendigung der ersten Strophe begann sich die Mauer in der Bühnenmitte zu verdunkeln. Man hatte den Eindruck als würde sie sich in der Dunkelheit teilen. Aus der Dunkelheit der Mauermitte heraus huschte eine verängstige Figur – vermutlich ’Pink’ in ähnlicher Haltung und mit ähnlicher Bewegung wie die bekannten ’Frightened Ones’ nach vorne und es schien so als würde diese Figur von hinten an die Mauer schlagen. Den Aufschrei, den diese Gestalt machte war deutlich zu vernehmen. Die Mauer erstrahlte kurzfristig in gleißend rotem Licht um sich gleich danach komplett zu verdunkeln. Mit dem anschließenden Beginn der zweiten, stärker und lauter interpretierten Strophe wurde die Granitmauer in unveränderter und vollständiger Form wieder sichtbar. Die hintere Bühnenbeleuchtung wechselte von blau zu rot. Noch immer war nichts als die Mauer sichtbar und die letzten Klänge von ’Hey You’ verschwanden scheinbar in der Unendlichkeit…

Es folgte ’Is There Anybody Out There?’. Nicht erkennbare Schatten huschten über die dunkle Mauer und sorgten für ein ungutes, unheimliches Gefühl. Suchseinwerfer aus dem hinteren Bereich der Halle suchten die Umgebung nach einer menschlichen Seele ab – und fanden nur beängstigende Leere…

Als die letzten Klänge der akustischen Gitarren verstummten, öffnete sich auf der linken Bühnenseite eine riesige Klappe, die zuvor optisch so gut getarnt worden war, dass man sie kaum erkennen konnte. Es fehlte jegliche Beleuchtung. Als sie ganz nach unten geöffnet worden war, kam das bekannte Hotelzimmer zum Vorschein und mit dem ersten Ton von ’Nobody Home’ wurde die komplette Einrichtung sichtbar. Waters saß ausgebrannt im bequemen Sessel, hatte eine Stehleuchte neben sich und schaute auf einem modernen Flachbildschirm fern. Im Hintergrund konnte man durch das hintere Fenster des Hotelzimmers das bekannte Palmenmotiv des ’Tropicana’ erkennen, ganz so wie es bereits bei den Shows in den Achzigern als Leuchtreklame erschienen war. Waters begann den Song zu singen und das textsichere Publikum sang Zeilen wie „When I'm a good dog they sometimes throw me a bone in…“ und „and I got thirteen channels of shit on the TV to choose from“ mit. Herrliche Momente für alle, die diesen Song lieben. Mit den letzten Zeilen des Songs sank Waters in sich zusammen und das Licht verlosch… Großartig!

Der nun folgende Song ’Vera’ bot eine weitere Chance beeindruckende Bilder vom Leid des Krieges zu zeigen. Während sich Pink Floyd in den Originalshows mit Fotos aus den beiden Weltkriegen begnügten, zeigt Waters nun überdeutlich wie grausam die aktuellen Kriege sind und wie sehr vor allem die Kinder darunter leiden. Eine Gänsehaut ist bei allen Menschen garantiert, die nicht völlig emotionslos und kalt durch die Welt gehen.

Beim – wie in der Filmversion – erweiterten ’Bring The Boys Back Home’ werden ebenfalls Kriegsbilder und Bilder von hungernden Menschen auf die Mauer projiziert, dieses Mal jedoch gemeinsam mit dem bekannten Eisenhower-Zitat, dass die ersten offiziellen Aktivitäten von Roger Waters zur neuen Show begleitete. „Every gun that is made, every warship launched, every rocket fired signifies, in the final sense, a theft from those who hunger and are not fed, those who are cold and not clothed,” ist dort in riesigen Scarfe-Lettern zu lesen, bevor zum Schluss auch die Aufforderung “Bring The Boys Back Home” über die gesamte Breite der Mauer erscheint – noch deutlicher kann man einen Aufruf nicht anbringen. Waters streckt bei den letzten Noten seine linke Hand zur Decke und wird von einem einzelnen Spot beleuchtet – sehr beeindruckend.



Die Mauer wird wieder zum monumentalen Granitbollwerk als die ersten Klänge von ’Comfortably Numb’ ertönen. Waters verzichtet auf den Arztkittel und singt die erste Stophe. Als der Refrain beginnt, steht der Sänger Robby Wyckoff auf der linken Seite der Mauer und wird – wie einst David Gilmour – von hinten von einem Spot angestrahlt.





Im Gegensatz zum bisher veröffentlichten Foto scheint er seine Frisur deutlich gestutzt zu haben, fast könnte man meinen dort oben steht Gilmour zur Wall-Zeit 1981. Der Sänger erledigt seine Aufgabe außerordentlich gut. Seine Stimme ist ähnlich gefällig wie die von Gilmour und er schafft es dem Song die Würde zu geben, die er verdient. Dave Kilminster erscheint in gleicher Pose auf der rechten Seite der Mauer um den ersten Teil des berühmten Gitarrensolos anzustimmen. Jede Note sitzt perfekt, kaum eine Abweichung zur Originalaufnahme. Waters bleibt weiterhin vor der Mauer und singt die zweite Strophe, gefolgt vom zweiten Refrain von Wall-Neuling Wyckhoff. Als Kilminster dann zum majestätischen zweiten Teil des Gitarrensolos anhebt, steht Waters mit dem Gesicht zur Mauer und erhebt seine Arme. Als hätte die Mauer auf diesen Befehl von Waters gewartet, zerbricht die Mauer virtuell durch die Projektion und gibt den Blick auf eine grellgelbe Sonne und ein Abendrot frei bevor sie am Ende des Songs wieder massiv und scheinbar ungerührt zwischen Publikum und Musikern steht.



(Wird fortgesetzt)

Eine Übersetzung des Eisenhower-Zitates:
"Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben."
Dwight D. Eisenhower



Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

r.w.
[Cellerar]



25.09.2010
22:09 Uhr
@ Patrick

ich achte auf  alles und das war echt witzig.

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Pink Floyd cover statt BILDERBÜCHER!

r.w.
[Cellerar]



25.09.2010
22:10 Uhr
@ Neccropole

mein gott freu ich mich auf DEIN E-Book !!                                                       

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Pink Floyd cover statt BILDERBÜCHER!

Fat-Strat
[Forum Manager]



25.09.2010
22:12 Uhr
@ Neccropole

Sehr schön! Dankesehr!

    


Neccropole
[Der Buchmacher]



26.09.2010
10:51 Uhr
So, hier der vorletzte Bericht von der Wall-Show in Chicago:

Zum ersten Mal war der Backgroundchor der Venice-Mitglieder Kipp, Mark und Pat Lennon sowie das Wall-Urgestein Jon Joyce beim Song ’The Show Must Go On’ tatsächlich auch Teil der Show. Komplett in schwarz gekleidet, alle mit Sonnenbrille und ’Crossed Hammer’-Logo-Armbinde am linken Arm intonierten sie ihren kurzen Auftritt in fahlem Licht. Die Mauer wurde durch die Projektion zu einem massiven, imponierenden und größenwahnsinnigen Bauwerk im Stile des deutschen NS-Architekten Albert Speer.  

Eine perfekte Kulisse für den Auftritt von Waters zum nun folgenden Song ’In The Flesh’. Die Band hatte ihre Position vor der Mauer eingenommen und wie erwartet tauchte hier aus der Dunkelheit der linken Hallenhälfte das fliegende Schwein auf. Dieses Mal völlig schwarz, mit dem Hammer-Logo auf beiden Seiten, Graffitis und den Insignien der modernen Zivilisation und des Kapitalismus versehen: Das rote Dollarzeichen prangte gut sichtbar auf dem ferngesteuerten, fliegenden Tier. Waters verwendete hier offensichtlich die gleiche Technik wie bei dem Astronaut seiner letzten Tour: Das mit Helium im Gleichgewicht gehaltene Tier konnte quer durch die gesamte Halle dirigiert werden – eine deutliche Weiterentwicklung zu den Original-Wallshows von Pink Floyd bei denen das Schwein mit einem Kran an einem Seil lediglich über die vorderen Reihen schweben konnte.



Das Tier wurde ständig von einem roten und einem weißen Spot verfolgt während die Mauer zwischenzeitlich optisch mit großen Hammer-Bannern versehen worden waren. Die Spots an ’Mr. Screen’, hinter der Mauer nur mit dem oberen Bereich sichtbar, leuchteten in bläulich-weißem Licht einer Sonne gleich und verstärkten so den kolossalen Eindruck. Kein Wunder, dass man Menschen mit einer solchen Kulisse beeindrucken kann und sie zum Spielball von Diktatoren werden. Man muss sich über diese Form der Manipulation völlig im Klaren sein um davon nicht mitgezogen zu werden. Waters, wieder mit schwarzem Ledermantel und Sonnenbrille, stand mit hinter dem Rücken verschenkten Armen in Diktator-Pose vor der Mauer.



Es folgte ’Run Like Hell’. Über die Mauer flimmerten kaum beschreibbare grafische Bilder, teilweise sah es so aus als ob Steine aus der Mauer brechen würden und sie ein wenig durchlässiger wurde um gleich darauf wieder festgefügt und massiv zu erscheinen. Roger wandte sich in wenigen Sätzen ans Publikum und fragte in der durch das Livealbum ’Is There Anybody Out There?’ bekannten Weise ins Publikum: „Are there any paranoids in the audience tonight?“ und „Is there anybody who worries about things?“ um gleich anschließend die Antwort des Publikums mit einem herablassenden „Pathetic!“ zu quittieren. Dann zog sich Waters den Ledermantel aus und schrie den Text des Songs in aggressivster Weise ins Mikrofon. Meine Befürchtungen, dass seine Stimme dies zwischenzeitlich nicht mehr mitmachen könnte, wurden glücklicherweise nicht erfüllt.



Beim anschließenden ’Waiting For The Worms’ war der NS-gleiche gigantische Säulenbau im Speer-Stil wieder sichtbar und zwischen den Pfeilern begannen sich von links und rechts gigantische, dunkelrote Würmer durchzuschlängeln.



Waters griff zum Megafon und brüllte die bekannten Nazi-Parolen ins Publikum. Wenig später wurde der bisherige, dunkle Hintergrund der Säulenarchitektur durchscheinend und gab den Blick frei auf den Beginn des berühmten Hammer-Trickfilms von Gerald Scarfe.  



Für mich ist dieser Film das imponierendste Beispiel seiner Arbeit. Das vermittelte Bild ist in einer Weise so extrem simpel und doch so kraftvoll. Wenn sich die Hämmer im Takt der Musik über die gesamte Breite der Mauer bewegen ist das die perfekte Synergie von Musik und Bild. Als der Song seinen Höhepunkt erreicht hatte, brach er mit einem Paukenschlag ab, der Film endete, die Halle wurde komplett dunkel und lediglich ein einzelner Spot konzentrierte sich darauf während des extrem kurzen Songs ’Stop’ die lebensgroße, rosafarbene Puppe von Pink zu zeigen, die auf der Mauer saß. Nach wenigen Sekunden war der Song vorüber und Pink stürzte vom grellen Licht des Scheinwerfers begleitet von der Mauer. In Dortmund habe ich 1981 zunächst den Eindruck gehabt, dass hier tatsächlich ein Mensch herabstürzt, da die Puppe dort nicht perfekt angeleuchtet wurde – mir ist damals ein echter Schreck in die Glieder gefahren.  

(Gleich gehts weiter...)


Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

Neccropole
[Der Buchmacher]



26.09.2010
10:53 Uhr
Und hier der krönende Abschluß:

Die Ablenkung des Publikums durch den kraftvollen Hammer-Trickfilm ermöglichte der Crew das Equipment der Musiker unbemerkt in Sicherheit zu bringen. Ich habe dieses Mal nicht genau darauf geachtet wie dies geschehen ist, gehe jedoch davon aus, dass diese Arbeit – wie bei den Shows 1980/81 – aufgrund der knappen Zeit über eine hydraulischen Hebebühne realisiert wurde und der gesamte technische Aufbau mit allen Instrumenten einfach zunächst von unten nach oben und später wieder nach unten gehievt werden konnte.

Auf der Mauer wurde die von Scarfe animierte Gerichtsszene ’The Trial’ gezeigt. Lediglich Waters war auf der vorderen Bühne verblieben und sang die einzelnen Parts des Anklägers und der Zeugen. Der Film unterschied sich nur in zwei Aspekten. Diese waren jedoch äußerst bemerkenswert und ein absolutes weiteres optisches Highlight der Show. Als die emotionale Situation von Pink mit den Worten „Crazy toys in the attic I am crazy, Truly gone fishing, They must have taken my marbles away, Crazy toys in the attic he is crazy“ schildert, und das Publikum hier eigentlich das Ahornblatt erwartet welches sich in einen nackten Mann und mit der nächsten Drehung wieder in ein Blatt verwandelt, schien sich plötzlich die gesamte Mauer über die Längsachse zu drehen. Als die Rückseite der Wand, die im Stil der ehemaligen Berliner Mauer mit Graffitis übersäht war, sichtbar wurde, hockt dort in der Dunkelheit ein dreidimensional wirkender, zusammengekauerter riesiger Pink in der Mauermitte, der plötzlich von einem grellen Spot erfasst wurde. Pink erschrak sich vor dem Licht, schützte seine Augen und streckte dem Publikum den Mittelfinger entgegen. Dann kauert er sich wieder hin und verschränkte die Arme vor sich. Währenddessen hörte die Mauer nicht auf sich zu drehen und zeigte kurze Zeit später wieder die Vorderseite mit dem Scarfe-Film. Ein unglaublicher Effekt. Absolut realistisch. Man hatte tatsächlich den Eindruck, dass sich die gesamte Mauer um 360 Grad dreht. Ich war fassungslos. Dieser Effekt wurde noch einmal wiederholt als die Zeilen „Crazy over the rainbow I am crazy, Bars in the window, There must have been a door there in the wall, When I came in, Crazy over the rainbow he is crazy“ gesungen wurden. Dieses Mal erschien auf der Mauerrückseite jedoch der zweite Teil des wie ein Blatt im Wind umherwirbelnden Mannes, der durch die Mauer bricht. Und es sah tatsächlich so aus, als ob Steine aus der Mauer in die Dunkelheit flogen. Dann näherte sich die Show dem Höhepunkt, es erschien der Richter und sprach sein Urteil: „Tear down the wall!“ Über die Mauer flimmerten diverse Szenen aus den Trickfilmen – dann war es soweit. Die gesamte Mauer brach mit lautem Getöse in sich zusammen. Sehr viel perfekter und realistischer als dies 1990 in Berlin zu bestaunen war. Dort wurde die Mauer von oben nach unten „abgetragen“, hier schien sie wirklich in sich zusammen- oder auseinanderzubrechen – ähnlich wie dies in dem aktuellen Werbetrickfilm von Waters zu sehen war. Fantastisch!

Andreas stand völlig fasziniert neben mir. Ein paar Sekunden der Erholung, dann wird ’Outside the Wall’ angestimmt. Genau wie bei den Originalshows betraten die Musiker im Gänsemarsch von links die Bühne. Sie folgten Waters, stellten sich in einer Reihe auf und interpretieren den Song. Danach verließen sie unter Applaus – bis auf Roger – die Bühne nach rechts. Waters bedankte sich kurz, ging noch einmal zur linken Bühnenseite, winkte und lächelte entspannt und offensichtlich sehr glücklich ins Publikum, ging zur Bühnenmitte, wiederholte seine Abschiedsgesten und verließ dann – einer Crew folgend – winkend ebenfalls nach rechts die Bühne.



Auch dieses Mal keine Zugabe. Das Publikum erwartete auch keine. Es musste das Gesehene verarbeiten. Vielen wird es so gehen wie meinem Kumpel Andreas, der neben mir völlig sprachlos stand und offensichtlich nicht wusste, was er sagen sollte. Ich sprach ihn an und frug „Und?“, aber er blieb mir die Antwort schuldig. „Später!“ war alles, was er zu diesem Zeitpunkt von sich geben konnte.

Wir verließen die Halle langsam und ließen uns im Strom des Publikums nach außen tragen. Wir wechselten keine Worte. Andreas schien nicht in der Lage zu sein irgendetwas von sich zu geben. Draußen regnete es. Egal. Wir brauchten ein Taxi zum Hotel. Da es völlig unwahrscheinlich war vor der Halle einen Wagen zu bekommen, liefen wir die Hauptzufahrtsstraße Richtung stadteinwärts hinunter, zusammen mit hunderten anderen Fans. Die Meisten würden auf dem Weg zu einem der vielen Parklätzen sein. Nach zehn oder fünfzehn Minuten lichtete sich die Menge, die uns begleitete, immer mehr. Es regnete weiter. Andreas hatte noch immer keinen Ton gesagt. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass es mir 1981 in Dortmund genauso ging und ließ ihn völlig in Ruhe. Ich war glücklich die Show erlebt zu haben, glücklich darüber dass Andreas total beeindruckt zu sein schien und ich meinem Kumpel etwas so Großartiges zeigen konnte. Wir wechselten nach einer Weile die Straße um eines der Taxis zu erwischen, die sich auf dem Weg zur Halle befanden. Es dauerte keine Minute bis wir eins von der Straßenseite aus anhalten konnten. Auf dem Weg zum Hotel kam Andreas der erste Kommentar über die Lippen: „Hammer! Das war das Beste, was ich bisher gesehen habe.“ Ich konnte ihm nur zustimmen.
_____________________

Ich hoffe, Euch hat mein Bericht gefallen. Freut Euch auf die Shows, die vor Euch liegen, es wird das Beste sein, was Ihr erleben werdet, soviel kann ich Euch schon jetzt versprechen! Keine, noch so gute Beschreibung kann das Live-Erlebnis auch nur ansatzweise widerspiegeln. Ihr müsst es einfach erleben!


Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

Gernot
[Pater]



26.09.2010
11:09 Uhr
@ Neccropole
vielen Dank für die interessanten Berichte !
sehr informativ und packend geschrieben

Ich hab mir die Berichte ausgedruckt und werd sie zu meiner ausgedruckten Wall-eBook Version beifügen.
viele Grüsse,
Gernot


Patrick
[Großer Brockhaus]



26.09.2010
11:15 Uhr
@ Neccropole

Ich hoffe, Euch hat mein Bericht gefallen

ja sehr, vielen dank...anscheinend wird wohl dieses mal auf eine zweite unterbrechung zwischen TSMGO und in the flesh! verzichtet....naja kann ich mit leben. nur schade das roger jetzt immer den selben spruch von der ISAOT rausläst.

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In the deepest hour of the night, confess to yourself that you would die if you were forbidden to write. And look deep into your heart where it spreads its roots, the answer, and ask yourself, must I write?


Echoes
[Besucher]

Unregistered user



26.09.2010
11:33 Uhr
@ Neccropole



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Before you play two notes learn how to play one note - and don't play one note unless you've got a reason to play it.
Mark Hollis

Mick
[Adlatus]



26.09.2010
12:02 Uhr
@ Neccropole

BRAVO ! DANKE !

...noch 9 Tage bis ich es live erleben darf!

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Mick

Andreas
[Bibliothekar]



26.09.2010
12:34 Uhr
@ Neccropole

Hierfür gibts Haue: Seine Stimme ist ähnlich gefällig wie die von Gilmour  

Nee, im Ernst     

Herzlichen Dank. Hat grossen Spass gemacht deine Berichte zu lesen und die Vorfreude nur gesteigert.

Aber...bis auf einen Tag genau noch 8 Monate warten. Ächtz.

  

Gruß und Dank
Andreas


"I've been mad for fucking years, absolutely years"

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