Neccropole
[Der Buchmacher]




15.05.2012
16:47
Roger Waters Open Air 'The Wall Live' 2012      [6880]
Wie bereits angedroht, werde ich hier über meine erste 'The Wall Live' Open Air-Erfahrung berichten.

Ich war am vergangenen Freitag, dem 11. Mai 2012 mit meinem Freund Andreas im 'AT&T Ball Park' in San Francisco und erlebte die Show in einer empfindlich kalten kalifornischen Nacht. Es war trotzdem eine großartige Show und noch einmal eine deutlichere Steigerung des bisherigen 'The Wall'-Konzerterlebnisses...





Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)
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Hajo
[Vegetarius]



16.05.2012
10:02 Uhr
@ Neccropole
toller Bericht bisher! Danke.



www.hajo-dwilling.wg.am   www.dwilling.de

Drummer-Papa
[Bibliothekar]



16.05.2012
12:41 Uhr
@ Neccropole

Mehr! Schmacht!

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Don`t worry, be happy!

Meddle
[capellanus]



16.05.2012
13:20 Uhr
@ Neccropole

da läuft einem das Wasser im Mund zusammen

Danke Martin

Klaus

Ich hab mich schon mehrmals entlassen, aber das nützt offenbar nichts
(c) Bruder Franziskus 2008

Andreas
[Bibliothekar]



16.05.2012
14:39 Uhr
@ Neccropole

Danke

Ich hoffe die Show kommt nochmal nächstes Jahr hierher.

Gruß und Dank
Andreas


"I've been mad for fucking years, absolutely years"


Neccropole
[Der Buchmacher]



16.05.2012
17:32 Uhr
Teil 3





Beim Song ‘The Thin Ice‘ wurden erneut die Bilder der ‘Fallen Loved Ones‘ auf der Mauer gezeigt. Jedem Schicksal widmete Waters einen Mauerstein. Da die Mauer im Stadion nun sehr viel breiter war, waren deutlich mehr Fotos zu sehen. Es folgte ‘Another Brick In The Wall, Part I‘. Roger Waters‘ Livebilder erschienen bei seinem Gesang in Großaufnahme auf der Mauer, anschließend erstreckte sich der dunkelrote See aus Blut über die gesamte Mauerbreite. Der zweite und bekannteste Teil des Songs verlief in der üblichen Weise. Erneut hatte Roger eine Anzahl Kinder auf die Bühne gebracht, die ihn bei seiner Performance unterstützten. Links und rechts waren zusätzliche Livebilder vom Publikum seiner kürzlich stattgefundenen Südamerika-Tour zu sehen. Dann fuhr die virtuelle U-Bahn quer über die Bühne und das Publikum vernahm die acht Polizeischüsse die den damals 27 Jahre alten Brasilianer Jean Charles de Menezes 2005 in London getötet hatten. Gleichzeitig war das Aufblitzen des Gewehr- oder Pistolenfeuers in einem der Wagons zu sehen. Roger Waters sang die Erweiterung des Songs, die nun offiziell laut neuem Programmheft ‘The Ballard Of Jean Charles De Menezes‘ heißt. Zum Beginn von ‘Mother‘ wandte sich Waters erstmals ans Publikum und erkläre das eben Gesehene und was damals in der Londoner U-Bahn geschehen war. Man hatte einen Unschuldigen mit acht Schüssen getötet. Sieben Schüsse trafen das Opfer von hinten in den Kopf. Waters machte deutlich, dass so etwas nur geschehen könnte, wenn Polizei und Regierung zu viel Macht haben und wir alle darauf achten müssen, das dies nicht geschehen darf. Das Publikum applaudierte. Waters, der wie üblich nur mit Jeans und schwarzem T-Shirt auf der Bühne stand machte anschließend eine kurze Bemerkung über das kühle Wetter und erläuterte dann – in bekannter Weise – dass er nun zu den ‘Pink Floyd The Wall‘-Livebildern aus dem Earls Court gemeinsam mit seinem Alter Ego von 1980 den Song ‘Mother‘ singen würde. Als Robbie Wyckoff den Part von David Gilmour sang, erschien Wyckoff in Großaufnahme auf der ‘Wall‘.

Die Animationen zum Song ‘Goodbye Blus Sky‘ waren neu gerendert und der nun sehr viel breiteren Mauer angepasst worden. Obwohl ich kein besonders großer Fan der neuen Animation bin – mir gefällt Gerald Scarfe‘s trickfilmtechnische Umsetzung sehr viel besser – sahen die herannahenden Bombergeschwader nun noch beeindruckender aus.

Es folgte ‘Empty Spaces‘. Von links und rechts wuchsen die Keimlinge der Rose und der Lilie zur Mitte hin und brachen unter „Mr Screen“ aus dem Boden hervor. Die Blüten öffneten sich und es begann der erotische Tanz der beiden Pflanzen. Die Szene war zusätzlich auf den Außenseiten der Mauer zu sehen. Das seitlich sitzende oder stehende Publikum hatte auf diese Weise die Möglichkeit den Trickfilm problemlos zu genießen.

Gerald Scarfe‘s Animation zu ‘What Shall We Do Now?‘ unterschied sich nicht von der Arena-Fassung. Auch hier waren die Animationen lediglich der neuen Mauerbreite angepasst worden – natürlich etwas verzerrt, aber trotzdem erstaunlich, wenn man bedenkt dass dieser Teil des Filmes ursprünglich „nur“ im Kinoformat 21:7 (in der 70mm-Fassung) produziert wurde.









Wyckoff sang ‘Young Lust‘ und war – wie beim Song ‘Mother‘ – in Großaufnahme auf der Mauer zu sehen. Auch Harry Waters wurde eingeblendet als er sein Solo auf den Keyboards spielte.

Beim anschließenden ‘One Of My Turns‘ hatte Waters das Oszillator-Signal über die gesamte Mauer verbreitert und war zunächst – erneut im Stil einer Überwachungskamera – undeutlich in schwarz/weiß übergroß auf der Mauer zu sehen. Als der Song später intensiver wurde, verfärbte sich die gesamte Projektion in unnatürlichen Farben.

In der Arena-Fassung der ‘The Wall Live‘-Show sitzt Roger Waters bei ‘Don‘t Leave Me Now‘ auf einem Stuhl in der Mitte vor der Mauer und singt das Bild einer Frau an, deren Gesicht monochrom, übermächtig und groß auf der rechten Mauerseite erscheint. Nun wird auch Waters großflächig – ebenfalls schwarz/weiß - auf die Mauer projiziert. Auf der linken Seite der Wand erschienen entsprechende Live-Bilder – mit einer fantastischen Wirkung – bis die Puppe der Freundin schließlich erscheint und die gesamte Mauer mit unwirklich grünen Tränen förmlich übersäht ist.  

Bei den Songs ‘Another Brick In The Wall, Part 3‘, ‘The Last Few Bricks‘ und ‘Goodbye Cruel World‘ gibt es keine Neuerungen – mit der Ausnahme, dass auch hier natürlich alle Projektionen der neuen Mauerbreite angepasst wurden. Ich hatte befürchtet, dass Waters möglicherweise auch das Schließen der Mauer beim letzten Song des ersten Aktes links und rechts auf der Mauer zeigen würde. Darauf wurde jedoch glücklicherweise verzichtet. So blieb der dramaturgische Ansatz des „letzten Steines“ in der Mauer erhalten.









tbc.

Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

High Hopes
[Orgel Groupie]



16.05.2012
19:41 Uhr
@ Neccropole

Toll, Martin! Deine Berichte sind immer ein Highlight! Aaaaber, hm, ich gestehe, ich hab nicht mehr viel von The Wall verfolgt die letzte Zeit...seit wann ist Harry Waters dabei?

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Silence is another way of saying what I want to say.(Porcupine Tree)

Neccropole
[Der Buchmacher]



16.05.2012
20:45 Uhr
@ High Hopes

Ähm, seit September 2010, also von Anfang an eigentlich...  

Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

Neccropole
[Der Buchmacher]



16.05.2012
20:47 Uhr
Teil 4





Das Publikum hatte in der folgenden circa 20-minütigen Pause Gelegenheit sich vom eben Erlebten zu erholen. Zu den Klängen von Trauermusik aus vielen unterschiedlichen Kulturkreisen der Welt wurden erneut die Bilder, Lebensdaten und Schicksale der ‘Fallen Loved Ones‘ eingeblendet bis die bekannte Ansage des Sprechers das Publikum aufforderte die Plätze wieder einzunehmen.

Zu Anfang des zweite Teils der Show gab es keine großen Veränderungen – ‘Hey You‘ wurde hinter der Mauer gespielt. Immer wieder erschienen später Nahaufnahmen auf beiden Mauerseiten, so zum Beispiel beim Song ‘Nobody Home‘ bei dem das Hotelzimmer groß zu sehen war. Die erste wirkliche Neuerung, die mir auffiel, war Waters‘ Kleidung bei ‘Comfortably Numb‘: Offensichtlich war es auch ihm – bisher lediglich mit einem schwarzen T-Shirt bekleidet – zu kalt geworden und er hatte sich einen Hoodie aus dem Merchandising-Angebot besorgt – sicherlich ohne dafür zu zahlen. Die Mauer zerbrach nachdem er darauf einschlug erneut in tausende Teile – bei der neuen, größeren Mauerbreite ein noch beeindruckenderer Effekt.









Die Animationen im letzten Viertel der Show wurden ebenfalls komplett überarbeitet. Während sich die Änderungen bei Songs wie ‘The Show Must Go On‘ und ‘In The Flesh!‘ lediglich auf die neue Projektionsbreite bezogen, wurde besonders ‘Run Like Hell‘ stark überarbeitet. Waters wurde grafisch in seinem ‘Führer‘-Outfit in die Projektion aufgenommen – nicht als Livebild sondern als perfekt gerenderte Figur vor dem Hintergrund der neoklassizistischen Architektur. Perfekt und überwältigend sind die einzigen Adjektive, die mir hierzu einfallen. Absolut erstaunlich!
Das „fliegende“ Schwein wurde an mehreren Seilen durch das Stadion gezogen, offensichtlich wollte man bei diesem Open Air auf den Einsatz einer Zeppelinsteuerung verzichten und kein Risiko eingehen.
Auch bei ‘Waiting For The Worms‘ tauchte Waters zwischen den marschierenden Hämmern immer wieder blitzlichtartig auf. Die Scarfe-Animation zu ‘The Trial‘ wurde ebenfalls noch einmal deutlich verbreitert. Ursprünglich wurden diese Szenen für die Bühnenshow von Pink Floyd Anfang der 80iger Jahre im 4:3-Format auf Zelluloid gebannt. Sean Evans, Creative Director der ‘The Wall Live‘-Show von Roger Waters,  hat es verstanden die Szenen Einstellung für Einstellung zu überarbeiten und dort wo nötig kreativ und fantasievoll neue Elemente hinzuzufügen, die sich perfekt in den Film integrieren – fast so, als wäre der Film von Anfang an für dieses superbreite Format vorgesehen gewesen. Gegen Ende erscheint Waters bei der Aufforderung „Tear down the wall!“ erneut im Großformat auf der riesigen Mauer bis sie schließlich links und rechts virtuell und in der Mitte real unter lautem Getöse zusammenfiel.









Es dauerte ein paar Minuten bis Waters und seine Band zum Schlussapplaus erschienen. Erneut wurde die linke und rechte Mauerhälfte dazu genutzt um Großaufnahmen von Waters und seiner Crew zu zeigen. Roger Waters bedankte sich beim Publikum und verabschiedete die Musiker unter dem Applaus tausender Fans. Ich hatte mal wieder eine fantastische Show erlebt. Der Sound war übrigens einfach großartig. Kristallklar, angemessen laut und sehr intensiv. Die Effekte geradezu atemberaubend. Überall im eher quadratischen Ball Park waren Effektlautsprecher installiert worden. Dieser Aufwand hatte sich ausgezahlt. Den Surround-Sound habe ich nur selten so perfekt wahrgenommen – die Latte für alle folgenden Shows wurde erneut höher gehängt.









Andreas und ich verließen das Stadium und machten uns zu unserem Hotel auf. Es war bitterkalt geworden und die Investition von 130 US Dollar für die beiden Hoodies hatte sich absolut ausgezahlt. Wir hatten während des gesamten Konzertes gestanden und der Rückweg war daher ein wenig beschwerlich. Als wir schließlich in unserem Hotel ankamen holte uns Andreas noch einen wohlverdienten "Absacker" an der Hotelbar...









Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

Patrick
[Großer Brockhaus]



16.05.2012
20:52 Uhr
@ Neccropole

schöner Bericht. An welcher Stelle erschien das "Thank You" auf der Mauer...hab ich das jetzt überlesen   ?






Neccropole
[Der Buchmacher]



16.05.2012
21:04 Uhr
@ Patrick

Vor seiner "Paranoids"-Ansage, also vor "Run Like Hell"... Erst sagte Roger ganz leise "Thank you!" und der Text war recht klein auf der Mauer, dann schrie' er erneut "THANK YOU!" und der Text erschien riesengroß auf der Mauer - wie beim Foto.

Martin
[Neccropole]
I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)

doubleU
[Adlatus]



16.05.2012
23:28 Uhr
@ Neccropole

Super Bericht! Danke

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Tear Down The Wall!!! - 15.06.2011 Berlin

das Alpaka
[Bibliothekar]



17.05.2012
09:40 Uhr
@ Neccropole

Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Da kommt man sofort wieder ins schwärmen.          

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