Corporal Clegg
[Bibliothekar]




25.10.2006
00:31
Animals      [2654]
...da ist es drauf, ...für mich definitiv – Gilmours bestes Solo. Obwohl die Platte einen Wendepunkt darstellt...erstmals wird die Handschrift von Waters überdeutlich. Pink Floyd können sich wohl nach den Mega-Erfolgen von Dark Side of the Moon & Wish You Were Here alles erlauben. Es darf gebellt und gegrunzt werden, trotzdem ist es am Ende Musik – gute Musik. Fast hat man sich an den musikalisch in sich schlüssigen Sound der beiden Vorgängeralben, der eine breite Zustimmung findet, gewöhnt. Dark Side of the Moon & Wish You Were Here sind schon beinahe zum Synonym für Pink Floyd geworden. Animals rüttelt einen wach. Irgendwie setzt man sich bei diesem Album neu mit PF auseinander.
Der Sound von Floyd hat sich abermals deutlich geändert. Die Musik wird schwermütiger, politischer, kritischer.
Vor allem aber melancholischer, fast schon depressiv. Ich mag diese „graue Maus“ der Pink Floyd Alben. Ich kann es kaum in eine Rangfolge unterbringen. Animals hat das Schicksal von den überragenden Alben  DSOTM & Wish You Were Here und schließlich The Wall eingerahmt zu werden, die beinahe alles überstrahlen. Aber wie gesagt ich mag diese „Graue Maus“ - auf der Gilmour zur Glanzform auflief und Waters den Floyd Sound neu erfand - Animals ist mehr als nur ein "warmspielen" für The Wall gewesen.



Grüße
von (Tino)Corporal Clegg...had a wooden leg...

...Ich bin nichts von dem, was ihr glaubt, das ich bin...Syd Barrett
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Money
[Ministrant]



09.07.2008
08:45 Uhr
Kurz was von mir dazu. Wie schon erwähnt, spielt für den Gesamteindruck der Platte (übrigens meine erste selbstgekaufte von eigenem Money) das Cover eine wichtige Rolle, nicht nur das äußere Bild was man ja ausgeklappen kann, sondern auch die inneren Fotos, die Innenhülle mit der bizarren Schrift auf schwarzen Grund. So sehr atmosphärisch Battersea auch paßt, inhaltlich ist mir das nie so ganz eingeleuchtet, oder ging es nur darum eine Kulisse für das Luft-Schwein zu finden? Nein ich denke ehes es geht um die Verbindung Industrie-Kapital-Macht und paßt seht gut zu Dogs.

Vor ein paar Jahren war ich in London am Battersea Power Station. Auf der Rückseite gibts ja ein Tierheim (ich meine das heißt auch "Dog's Home"). Als ich da "reinhörte" hörten sich die das Bellen und Jaulen der Hunde genau an wie auf der Platte. In dieser ohnehin etwas unwirklichen Atmosphäre läufts einem da eiskalt den Rücken runter. Ich könnte wetten, Pink Floyd hat die Hunde dort aufgenommen (wenn schon nicht die echten, dann halt deren Kinder oder Kindeskinder. Ich wette aber auch, daß sie die so wenig bezahlt haben wie die Kinder von ABITW2)

Übrigens ein alter Traum von mir (in echt, habe ich irgendwann in den 90er geträumt und später gelegentlich wieder): P.F. spielen reunioniert am Battersea P.S., die Bühne ist mitten im Gebäude auf etwas 1/4-Höhe eingebaut und das Publikum da wo damals die Gleise waren. Gespielt wird vor allem natürlich Animals, die rockigeren parts von Dogs und das ekstatische Ende von Sheep. (Sonst träume ich oft davon, daß ich mitspielen darf, aber hier fiel mir nur die Kinnlade runter ;-)

... and any fool knows, a dog needs a home, a shelter from pigs on the wing



Boernix
[Forumsbrot]



09.07.2008
09:04 Uhr
@ Money:

Schweine  = High Society - Spießer (Whitehouse) - Großkapitalisten
Dogs      = Karriertypen (Streber), die über Leichen gehen, Falschheit
Sheep     = Ja - Sager, untergebne Masse, Gutgläubige (Regierungsgläubige)

Kann man natürlich noch fortsetzen und stundenlang drüber diskutieren oder interpretieren...aber so in Etwa ist doch die Kernaussage...




Money
[Ministrant]



09.07.2008
09:32 Uhr
@ Boernix

Schon klar, meine Frage war ja, wofür Battersea hier steht (wenn es überhaupt für etwas anderes steht als es selbst und nur etwas düstere Atmosphäre verbreitet)

Noch eins: DG sagte mal sinngemäß zu Dogs, dass die Akkorde so gewählt sind, dass man fast jeden Ton darüber spielen kann und es paßt, man also nicht so darauf achten müsse, den richtigen Bund zu treffen. (Muß ich meinen Schülern mal sagen)




Boernix
[Forumsbrot]



09.07.2008
09:57 Uhr
@ Money: Ja, das Cover gehört schon zum düsteren Gesamteindruck. Besonders halt auch das Innencover...ähnliche Bilder sieht man auch im Wall - Film in der Traumsequenz...




Hammy79
[Bibliothekar]



09.07.2008
10:50 Uhr
@ Money

Ich muss sagen, dass das Cover einerseits atmosphärisch, andererseits inhaltlich sehr gut passt. Es steht doch perfekt für die Depression dieser Zeit in England und den Alltag der "Sheep". Wenn ich das Album höre, könnte ich gleichzeitig von der ersten bis zur letzten Minute nur auf das Cover schauen. So gut passt es.
Es muss ja auch nicht immer einen eindeutigen Bezug zu den Texten geben. Das Prisma, die Kuh und das Ohr nehmen keinen Bezug auf die Texte, sind aber doch irgendwie passend und kult.

...und "Pigs" ist für mich einer der besten Songs aus der Ära von "Lucy Leave" bis "High Hopes".  

Money
[Ministrant]



09.07.2008
11:24 Uhr
@ Hammy79

Ich muss sagen, dass das Cover einerseits atmosphärisch, andererseits inhaltlich sehr gut passt. Es steht doch perfekt für die Depression dieser Zeit in England und den Alltag der "Sheep".


Ja, das paßt auch, ein Monument des "in quiet desperation is the english way"

Das Prisma


Prisma -> Any colour you like

Kuh:
Da habe ich immer versucht mir das Atomherz in in die Mutterkuh reinzudenken, irgendwann habe ich die Vorstellung aufgegeben :)

Ohr:
Macht sich immer gut auf Platten, aber hier besonders:

"So I throw the windows wide
And call to you across the sky...."

Tja, da brauchts halt ein großes Ohr, das die Botschaft auch vernimmt.

Nein, ich muß nicht zwangig irgendeine Bedeutung in allem sehen, weiß aber das P.F. immer ganz gerne Bedeutungen und Botschaften versteckt hat und man entdeckt immer neues, deswegen bleibts für mich auch nach Jahrzehnten noch spannend.



Susanne
[Besucher]

Unregistered user



09.07.2008
16:30 Uhr
"Animals" ist mein Lieblingsalbum. Ich hoere es am meisten. Es hat fuer mich alles, was Pink Floyd ausmacht und dann in Extra-Ausfuehrung. Es ist komplett, rund und es passt alles so gut zusammen. Der Klang ist rauher, haerter, aber ohne dass es nur laermend wird. Es bleibt trotzdem auch sphaerisch und melodioes.

Besonders liebe ich hier das Gitarrenspiel von David. Es ist so energisch, frisch und kraftvoll, dass es mir kreuz und quer duch die Eingeweide schneidet. Nun ja, das tut es eigentlich immer, aber in diesem Fall hat das Messer gleich zwei Schneidflaechen. Und ja, kreuz und quer durch die Eingeweide schneiden erscheint mir auf einmal als etwas Wuenschenswertes...

Rogers Stimme ist hier perfekt in Balance mit dem Inhalt und der Musik. Er strapaziert sie nicht zum aeussersten. Meiner Meinung nach braeuchte er es sowieso nicht so oft in extremer Tonhoehe und Lautstaerke zu suchen. Ich finde seine Stimme klingt schon von Natur aus ironisch, und das Spektrum kann gehen von leichter Ironie in Form einer Tasse Essig, ueber beissenden Spott, bis zu eiskalter Verachtung, als wuerde ein Eimer Saeure ueber einen ausgegossen. Aber das ist dann kalte Wut. Wenn sie sich zu heisser Wut steigert, ist Schreien wohl unvermeidlich. Ich mag seine Stimme jedenfalls auch in den leiseren Regionen und finde sie auch dann sehr ausdrucksstark.

In vielen Rezensionen liest man, dass das Album schwer zugaenglich und schwer verdaulich sei. Ich mochte es gleich von Anfang an und bei mir war es die pure Musik, die gleich ihren Weg zu jeder Koerperzelle gefunden hat. Da ich die Platte zuerst bei jemand anders gehoert habe, habe ich vom textlichen Inhalt nicht viel mitbekommen, aber die Musik hat mich sofort in ihren Bann geschlagen. Unabhaenigig davon, was hier vertont werden soll, steht die Musik fuer sich und ich kann sie intensiv erleben, auch ohne mir fortwaehrend des Inhalts bewusst zu sein. Das ist jetzt beileibe keine Beleidigung fuer den Text, sondern meine persoenliche Lobpreisung fuer die Musik.

Als ich mich dann mit dem Text befasst habe, fuegte er sich fuer mich einfach logisch dazu und ich fuehlte mich auch durch ihn sehr angesprochen, womoeglich da ich ebenfalls nicht das sonnigste Gemuet habe.    
Der Text verkuendet natuerlich nicht gerade die frohe Botschaft, trotzdem hinterlaesst Animals bei mir weder ein Gefuehl von laehmender Niedergeschlagenheit noch von hilfloser Wut. Ich glaube, das kommt durch das Dynamische der Musik, das besonders in "Sheep" zum Ausdruck kommt. Ich liebe diesen pulsierenden Bass, der meinen Herzschlag in leicht beaengstigender Weise vorantreibt. Den mag ich in "One of these days" und in "Echoes", wenn nach dem Fiepen einer nach dem anderen wiedereinsetzt und sich die Spannung immer mehr aufbaut. So ist das auch am Ende von "Sheep" und koennte von mir aus immer viel laenger so weitergehen, bis man voellig hypnotisiert ist und man das Gefuehl hat, dass einem das Herz stehenbleibt.  

Ich finde es bewunderswert, wie man aus so einem rabenschwarzen Konzept etwas so wunderschoenes machen kann. So ein Thema koennte bei anderen so schnell in reinen, aggressiven, destruktiven, stumpfen Laerm ausarten, weil sie ihrer Wut nicht anders Ausdruck verleihen koennen. Aber es wird nichts transformiert, man hat sich nur mal Luft gemacht und Dampf abgelassen. Am Ende ist man leer. Aber Leere finde ich keine gute Alternative fuer Wut.
Pink Floyd sublimieren negative Aspekte des Lebens. Form und Inhalt sind nicht einfach nur angemessen. Die Musik wird nicht nur als Transportmittel gebraucht, sondern durch die Musik entsteht gleichzeitig etwas Neues. Es wird einem nicht nur einfach etwas an den Kopf geknallt, was einen vielleicht noch mehr aussaugt,  sondern es wird einem etwas gegeben, das bereichernd ist. Die Musik setzt die Schwaerze und Schwere des Themas perfekt um und ist trotzdem schoen. Und obwohl die Musik schoen ist, wird dadurch nicht die Schwaerze und Schwere des Inhalts relativiert oder gar nivelliert.
Tja, das isses doch.
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From here you can almost see the sea

Meddle
[capellanus]



09.07.2008
16:59 Uhr
@ Susanne

bin begeistert

Klaus
Immerhin sind wir sonst auch nicht wie andere Foren - und auch noch stolz darauf!
(C) 2007 by Hey You   

Bruder Franziskus
[Papst]



09.07.2008
17:24 Uhr
@ Susanne

Solche Rezensionen sollten wir außerhalb des Forums zugänglich machen, denn keine Werbung kann besser sein!  

Bruder Franziskus
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"Wenn mir was passiert, Forumshirt, Jeans + Turnschuhe. Wehe du lässt mich im Anzug in ne Kiste schmeißen." AFranz1703

Boernix
[Forumsbrot]



09.07.2008
17:40 Uhr
@ Susanne:



Voll zustimm, besonders mit Gitrrrenspiel und Lieblingsalbum und Eingeweie schneidet...


Fearless
[Bibliothekar]



09.07.2008
17:40 Uhr
@ Susanne

    

Klasse Rezension. Besser kann man's nicht erkären.

Animals ist auch mein Lieblingsalbum, vielleicht, weil's nicht ganz so glatt ist und tierisch geile aggressive Gitarrensolis von Gilmour drauf sind . Ich halte übrigens sehr viel von Pigs, wenn man es sich unter Kopfhörern anhört, entdeckt man immer wieder Neues!

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Life is a short warm moment and death is a long cold rest

die Marion
[Besucher]

Unregistered user



09.07.2008
17:43 Uhr
@ Susanne

Da legst dich nieder,

wie kann ein Mensch nur so mit Worten umgehen und es so auf den Punkt bringen, da würde ich nicht mal 1 Satz zusammenbringen. Bravo für deine Ausführung.    

Mein Favorit auf der LP ist Dogs das mit soviel Powergewalt anfängt dass es einen umhaut, im positiven Sinne natürlich.


Die Marion

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